Samstag Abend. Also eigentlich wollte ich ja Eishockey schauen. Indiana Ice vs. Sioux Falls stand auf dem Programm. Indianapolis hat zwar kein NHL-Team, trotzdem lohne es sich diesen Match anzuschauen wurde mir gesagt. Ich fuhr also zu den Indiana State Fairgrounds. Dies ist ein grosses Areal, wo unter anderem (wie ich später bemerkte) das Pepsi Coloseum steht, die Ice-Hockey-Arena von Indianapolis. Das Auto hatte ich auf dem riesigen Parkplatz parkiert, es konnte also losgehen. Gleich neben meinem Parkplatz war der Eingang, es waren bereits viele Leute am anstehen. Kurz vor der Kasse quatschte mich ein älterer Mann an und wollte mir ein Ticket für 10 $ anstatt 16 $ an der Kasse verkaufen. Ich kaufte das Ticket natürlich. Nach einem Augenblick bemerkte ich, dass das Ticket nicht für den Ice-Hockey-Match war und dass dieser Eingang mit den vielen Leuten gar nicht der Eingang zu dem Match war. Weil aber so viele Leute da waren, dachte ich dass es sich sicher um einen spannenden Anlass handeln müsse und weil ich ja jetzt sowieso schon ein Ticket hatte, lief ich einfach mal rein.
Zum Glück verteilten die Leute dort auch noch eine Broschüre. Angekommen auf der Tribüne konnte ich dann aus der Broschüre entnehmen, dass es sich hier um ein „Roller Derby“ handelt. Ich hatte noch nie von dieser Sportart gehört. Vorteilhaft war dass die Grundregeln ebenfalls in der Broschüre beschrieben waren.
Ich versuche die Grundregeln mal zu beschreiben. Also: Es gab zwei Teams, alles Frauen. Das Heimteam, die Naptown Roller Girls Tornado Sirens, spielten gegen die Arch Rival Roller Girls aus St. Louis. Das „Spielfeld“ war eine ovale Bahn ca. 3 Meter breit und vielleicht 15 Meter lang. Jedes Team stellt jeweils 5 Spielerinnen auf das Feld. Sie sind übrigens mit Rollschuhen (nicht Rollerblades) unterwegs. Es gibt pro Team ein Pivot, drei Blocker und ein Jammer. Die Jammer erkennt man an den Sternen auf dem Helmüberzug. Die Pivots und die Blocker beider Teams starten nach einem Pfiff auf der ovalen Bahn herumzufahren. Die Jammer beider Teams starten ca. 6 Meter hinter den anderen auf einen zweiten Pfiff. Nun müssen die Jammer beider Teams die anderen Spielerinnen überholen. Dabei können sie von den Blockern aus dem Feld hinausgeschubst oder gehindert werden andere zu überholen. Ausserdem können die Blocker des eigenen Teams dem Jammer helfen, indem sie die Jammer anstossen oder gegnerische Blocker wegschubsen.
Der Sinn des Jammers ist, möglichst viele gegnerische Spieler zu überholen, das gibt dann Punkte. Wenn sie aus der Bahn kommt (weil sie geschubst oder gedrängt wird), gibt es glaub ich Punktabzug oder sogar 0 Punkte. Das habe ich selber nicht ganz begriffen. Derjenige Jammer der als erster das ganze Feld überholt hat ist der Lead Jammer. Das wurde jeweils vom Kommentator mit dem Schrei „Leeeeeeeeeeeeead Jammer“ durch die ganze Arena verkündet, gefolgt von einem riesen Applaus und Jubel, wenn es sich um den Jammer des Heimteams handelte.
Die Jammer waren meistens kleinere dünnere Frauen, da sie ja flink sein mussten. Die Blocker hatten teilweise eher dickere Beine 😉 Ein Jam geht jeweils 2 Minuten, oder weniger wenn der Lead Jammer das Spiel vorzeitig beenden möchte. Danach werden die Punkte verteilt und das Spiel geht von vorne los. Das ganze Spiel war in zwei Halbzeiten von je 30 Minuten aufgeteilt.
Ja, das war mal ein kleiner Ausriss der Grundregeln. Es gibt noch einiges mehr an Regeln, z.B. Foulregeln. Je nachdem werden beispielsweise Spielerinnen nach draussen verwiesen wenn sie ein Foul machen. Dass die Detailregeln ziemlich kompliziert sind, bewies auch die Zahl von Schiedsrichtern. Es waren fünf Schiedsrichter unterwegs und dann noch weitere Leute, die die Punkte zählten.
So, das Ganze war ziemlich spannend und lustig. Die Fans zeigten viel Emotionen. Es gab einige Unfälle, wenn sich die Spielerinnen gegenseitig aus dem Spielfeld checkten. Es passierte aber nichts gefährliches. Interessant waren auch die „Suicide Seats“, das waren die Sitze am Boden für die Hardcore-Fans direkt neben dem Spielfeld. Es gab keine Banden, wodurch ab und zu mal eine Spielerin in die Leute auf den Suicide Seats fiel.
PS: Die Sportart ist eher eine Randsportart in den USA. Trotzdem gibt es ein breites Band an Fans. Von jungen Leuten, über Familien mit Kindern, bis zur Oma mit künstlichem Beatmungsschlauch (das ist kein Witz!) war alles anzutreffen. Natürlich gab es auch Bier, Cola und alle assen „Breadsticks mit Cheese“, das ist eine Art weiches Brot in Grisiniform, nur dicker. Die Breadsticks tunkte man dann in Käsesauce and that’s it.
Last but not least: Die Sportart ist nicht ganz ernst zu nehmen, weil z.B. nicht nur die Spielerinnen in Strümpfen mit Hotpants oder Minirock unterwegs waren, sondern auch die Schiedsrichterinnen. 😀
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Ich versuchte das ganze auch noch zu filmen. Da Youtube gerade nicht funktioniert folgt das Video später noch.
PSS: Schlussendlich haben die Naptown Roller Girls leider 92:45 verloren.
PSSS: Sorry für soviel Text 😉