Die Rheinradweg-Route

zum kompletten Reisebericht Rheinradweg

Auf der Karte unten ist meine Route zu sehen. Ich habe die Route nicht mit einem GPS-Gerät sondern im nachhinein anhand meiner Erinnerung, Routenbüchern und Online-Karten aufgezeichnet. Die gefahrene Route entsprach etwa zu 90% dem offiziellen Rheinradweg (EuroVelo 15). Der Rest sind Varianten oder Abkürzungen die ich genommen habe. Die EuroVelo 15 ist 1233 km lang. Ich war etwas weiter unterwegs, da ich neben der EuroVelo 15 auch noch ein Stück ab Luzern fuhr. Ich war insgesamt 1664 km und 27 Tage unterwegs.

 

Wo starten?

Die EuroVelo 15 startet offiziell in Andermatt in der Schweiz. Ich selbst habe aber erst einige Kilometer später auf dem Oberalppass gestartet, weil dort das offizielle Quellgebiet des Rheins ist. Noch etwas genauer genommen ist die offizielle Quelle beim Tomasee, zu dem ich im Sommer eine separate Wanderung gemacht habe. Auf dem Oberalppass steht auch der Leuchtturm als Zeichen der Verbundenheit mit dem Meer in Hoek van Holland. Somit war also ein Leuchtturm mein Start- und Zielpunkt. Den Oberalppass erreicht man übrigens gut mit dem Zug – inklusive Veloselbstverlad.

Eigentlich wollte ich aber nicht nur dem ganzen Rhein nachfahren, sondern auch von mir zu Hause in Luzern einfach starten und dem Wasser nach ans Meer. Da ich mich nicht entscheiden konnte, machte ich einfach beides. Somit fuhr ich zuerst die viertägige Etappe 1 (Oberalppass bis Zurzach) kehrte dann nach Luzern zurück und startete zwei Wochen später die Etappe 2 (Luzern via Zurzach bis Hoek van Holland). Die Etappe 1 war so auch gleich ein gutes Training und ich konnte herausfinden, ob ich mein Material komplett habe.

 

Aus vier Länder werden sechs

Die EuroVelo 15 startet in der Schweiz und führt dann offiziell durch Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Ich finde es sehr schade, dass die beiden ebenfalls am Rhein liegenden Länder Liechtenstein und Österreich nicht auch beteiligt sind. Das macht aber nichts: Ein kleiner Abstecher lohnt sich und so hat man nicht nur alle an den Rhein grenzenden Länder besucht, sondern auch einmal ein ganzes Land durchquert (Liechtenstein) und die wunderschöne Aussicht vom Illspitz (Österreich) genossen.

Übrigens: Dank Schengen habe ich auf der ganzen Reise schätzungsweise ein Dutzend mal eine Grenze überquert ohne auch nur einmal meinen Pass zeigen zu müssen. Es gab sogar mehrere „Grenzen“, welche nicht einmal durch ein Schild gekennzeichnet waren.

 

Links oder Rechts dem Rhein entlang?

Solange der Rhein durch Deutschland verläuft (also ab dem Bodensee bis zur Niederländischen Grenze) gibt es meist eine linksrheinische und eine rechtsrheinische Route. Dies gilt auch für die Teile wo der Rhein als Grenzfluss zur Schweiz und Frankreich verläuft. Ich habe die aus meiner Meinung jeweils schönere Variante gewählt und wurde nie enttäuscht. Die Rheinseite kann man natürlich auch nach Lust und Laune wechseln. Ab Strassbourg weiter nördlich ist manchmal etwas Vorausplanung erforderlich, da die Rheinbrücken seltener werden. Im 100km langen Abschnitt zwischen Mainz und Koblenz in Deutschland gibt es beispielsweise keine einzige Brücke! Für mich als Schweizer doch sehr erstaunlich. Es hat jedoch sehr viele Fährverbindungen, die oft fahren und günstig sind. Nur muss man wissen, dass diese bei Hochwasser nicht alle fahren können. Genau dies hätte bei mir mal fast zu einem 40km-Umweg geführt.

 

Wo ist denn der Rhein geblieben?

Eine Rheinradroute führt immer einfach dem Rhein entlang – könnte man denken. Aber das ist falsch und wäre ja auch langweilig! Ich würde etwa grob schätzen, dass man während der Fahrt etwa zu 50% Sichtkontakt zum Rhein hat. In der restlichen Zeit fährt man zum Beispiel über Hügel (z.B. bei Versam oder Malans), durch Wälder, hinter Dämmen, durch wunderschöne Auen (oft in Deutschland), den Kanälen entlang (im Elsass), durch historisch Städtchen, Grossstädte und Agglomeration oder durch Weinberge (Schweiz, Frankreich, Deutschland). Und schliesslich erreicht man die holländische Grenze und sieht den „klassischen“ Rhein das letzte Mal. Denn kurz nach der Grenze teilt sich der Fluss in unzählige Flussarme auf, welche über mehrere 100 km durchs Land fliessen, bis das Wasser schliesslich an fünf Stellen ins Meer mündet.

EuroVelo15-Schilder

Obwohl die EuroVelo15 ein langer Veloweg ist und auch praktisch vollständig ausgeschildert ist, gibt es kein einheitliches Schild. Je nach Land und teilweise Abschnitt sehen die Schilder anders aus. Das EuroVelo15-Symbol ist aber mehr und mehr irgendwo im Schild integriert. Beispiele von Schilder findest du nachfolgend.

Auch wenn die Beschilderung praktisch vollständig ist, war es trotzdem nicht immer einfach den Weg zu finden. Vorbildlich ist die Beschilderung in der Schweiz, Frankreich und in den Niederlanden. In Deutschland hatte ich dagegen manchmal etwas Mühe, vor allem in dichter bewohnten Gebieten. Dort fand man die kleinen Schilder manchmal nicht gleich, übersah eine Abzweigung oder das Schild war mutwillig übersprayt (Idioten!). Es schadet also nicht eine Karte dabei zu haben und manchmal einen Blick darauf zu werfen. Wenn man aber nicht den Anspruch hat zu 100 % auf der EuroVelo 15 zu fahren und auch mal einen Umweg in Kauf nimmt, würde es wohl auch ohne Karte schaffen.

Last but not Least – Übersicht meiner Reisetage

Tag Start Ziel km-Stand Nacht
1 Oberalppass Chur 89 Zelt
2 Chur St. Margrethen 187 Zelt
3 St. Margrethen Stein am Rhein 282 Hotel
4 Stein am Rhein Bad Zurzach 366 Zwischenhalt
5 Luzern Brugg 441 Hostel
6 Brugg Pratteln 534 B&B
7 Pratteln Breisach 618 Hotel
8 Breisach Breisach 620 Zelt
9 Breisach Strassbourg 694 Zelt
10 Strassbourg Hagenbach 795 B&B
11 Hagenbach Mannheim 884 Zelt
12 Mannheim Nierstein 956 Hotel
13 Nierstein Rüdesheim 1019 Hotel
14 Rüdesheim Koblenz 1093 Zelt
15 Koblenz Koblenz 1095 Hotel
16 Koblenz Bonn 1163 B&B
17 Bonn Düsseldorf 1261 Hostel
18 Düsseldorf Xanten 1352 Zelt
19 Xanten Xanten 1352 Zelt
20 Xanten Arnheim 1434 Zelt
21 Arnheim Gorinchem 1532 Zelt
22 Gorinchem Dordrecht 1584 B&B
23 Dordrecht Rotterdam 1626 B&B
24 Rotterdam Hoek van Holland 1664.3  

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2 Gedanken zu „Die Rheinradweg-Route

  • 26. November 2023 um 11:43
    Permalink

    Grüezi Stefan,
    meine Name ist Christian aus Büttikon/AG. Ich bin zufällig auf deinen Reisebericht gestossen.
    Meine Frau und ich haben diese EuroVelo 15 Tour für 2024 geplant.
    Was mich interessieren würde ist, wie du die Heimreise gemacht hast?
    Wieder mit dem Fahrrad oder du wurdest in Holland abgeholt oder mit Zug ziemlich problematisch oder mit Binnschifffahrt oder ……..?

    zum voraus besten Dank für diese Info
    mfg Christian

    Antworten
    • 11. Dezember 2023 um 6:53
      Permalink

      Hallo Christian

      Die Heimreise-Frage ist ein Dauerbrenner bei Veloreisen in Europa. Leider – muss man sagen.

      Bei der Zugreise gibt es meist zwei Möglichkeiten:
      1. Schnellzüge: Meist mühsam zu buchen über den SBB-Schalter. Wenn man früh genug bucht erwischt man einen der raren Veloplätzen. Abstriche macht man dann bei der Flexibilität bezgl. Reisedatum.
      2. Regionalzüge: Diese sind meist auch für Velos Reservationsfrei und haben Platz. Zudem ist man sehr flexibel bezgl. Reisedatum und -zeit. Abstriche macht man bei der Fahrtdauer und bei der Anzahl Umstiege. Für uns war das aber die Wahl als wir vom Mittelmeer nach Hause kehrten. Und so schlimm wars dann nicht: Wir legten die müden Beine hoch, liessen die Route am Fenster nochmals Revue passieren und waren mit nur 3x umsteigen komplikationsfrei wieder zu Hause angelangt.

      Für die Rückfahrt aus Rotterdam hatte ich eine andere Lösung gefunden: Flixbus hat ein grosses Streckennetz an Fernbussen. Online sieht man, obs auch Platz fürs Velo hat. Damals war Velomitnahme in Holland nicht möglich.

      Also sah meine Route schliesslich so aus: Start am Vormittag in Rotterdam mit Regio nach Düsseldorf (ich glaube 1x umsteigen). Danach den Tag in Düsseldorf geniessen. Gegen 22:00 dann auf den Flixbus nach Basel. Velo angehängt und alle Taschen sicher verstaut. Wenn man bei Flixbus anruft, darf man anstatt 1 Koffer auch 4 Velotaschen mitnehmen. Gegen 08:00 Uhr dann Ankunft in Basel. Mit der SBB war die Heimfahrt dann sehr einfach.

      Wenn ich das nun so schreibe, klingt es komplizierter als es wirklich war. Aber ja, auch ich wünsche mir weiterhin ein optimaleres Schnellzugnetz in Europa mit ausreichend Veloplätzen.

      Liebe Grüsse und viel Spass auf eurer Tour!

      Antworten

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